Freitag, 21. Oktober 2011

Ferien, surfen und mein Geburtstag

Hey meine verehrten Familienmitglieder, Freunde und Mitleser. Es ist mal wieder hoechst ueberfaellig fuer eine ordentliche Portion Text, natuerlich rechtchreibfehlrfrei und korrekt grammatikalisch.

Wer aus diesen zwei Saetzen meine sehr gute Laune rauslesen konnte, darf sich nun genuesslich auf die Schulter klopfen, zuruecklehnen und weiterlesen.
Die letzte Woche fing eigentlich als eine ganz normale Woche an, so wie eine Woche halt anfaengt. Als erstes kommt Montag dann Dienstag und, ach das weiss ja sicherlich jeder. Allerdings gab es eine kleine Besonderheit fuer mich. Ich musste nicht zur Schule gehen, keinem wirren portugiesischen Gebrabbel vom Lehrer zuhoeren, konnte lange schlafen und was frei haben halt noch so schoenes mit sich bringt. Der Grund diesmal lag mal wieder an einem Feiertag, dem "Dia de Crianças" zu deutsch "Tag der Kinder", aber dazu spaeter mehr. Meine Schule hat die Tage um diesen Feiertag netterweise zu Ferientagen erklaert weshalb fuer eine kurze aber entspannte Zeit das Feriengefuehl zurueckkam und es ist immernoch das gleiche herrliche Gefuehl.
Montag und Dienstag stand soweit nichts spannendes an ausser ein bisschen Training im Fitnesstudio sowie am Dienstag Abend eine ... Party. Wie unerwartet. Da Mercia, Ney, meine Tante und Oma noch immer in Portugal waren, wurde bei uns auf dem Balkon vorgetrunken und schliesslich ging es ab in die hiesige groesste und bekannteste Discothek. Das Motto des Abends war "Sertanejo", was aehnlich wie "Forró" ist, allerdings aus dem Sueden Brasiliens kommt. Jedenfalls kannte ich schon ziehmlich viele Texte von den Liedern da es nur ein etwas anderer Rhytmus ist (schneller), mit dem Tanzen habe ich mich auch versucht allerdings wollten meine Beine an dem Abend nicht so wie mein Kopf, was mich nach ein paar wirklich klaeglichen versuchen zum aufhoeren gebracht hat.

An dieser Stelle mal der Ausblick vom besagten Balkon


Am naechsten Tag, nuechtern und mit Muskelkater vom Training der Tage zuvor ging es dann gegen 15:30 Uhr mit Caio zum Strand, Surfen. Auf dem Weg zum Strand standen dann an jeder Ampel total viele Kinder und sprachen die Autofahrer an. Ich hatte doch schon total vergessen warum ich ueberhaupt Ferien hatte, es war der "Dia de Criança". Es war wirklich interessant zu sehen wieviele Kinder an jeder Ampel standen und wieviel Suessigkeiten die Leute an die Kinder verteilten. Gewoehnlich wird so gut wie jeder Verkaeufer/Bettler/Strassenkuenstler der an einer Ampel steht mit dem Daumen-Runter Zeichen abgewimmelt, sprich heute zeigte sich die Gesellschaft Fortalezas von seiner Goennerseite, was natuerlich an zum Teil an den grossen Kulleraugen der Kinder lag. Kurz darauf gab es dann noch einen kurzen Aufreger, als in der Kurve vor uns ein Motorrad aus der Kurve flog und beide in hohem Bogen ueber den Lenker geschleudert wurden. Beide standen jedoch direkt wieder auf und auch zwei andere Autos hielten bereits an weshalb Caio, auch auf Grund der Gegend, nicht anhielt. Am Strand angekommen haben wir dann unsere Boards ausgeladen und sind ab ins Wasser. Drei Stunden lang versuchte ich vergeblich eine Welle zu reiten. Aber irgendwie sind die Wellen hier skrupellos gegenueber Anfaengern und ueberollen einen einfach oder druecken einen fuer 50 Meter unter Wasser.
Muede aber mit dem Gewissen einen guten Trainingstag gehabt zu haben, sind wir dann nach Hause gefahren. Spaeter war dann wieder Fussball mit Matheus, Romulo und Co. dran, was bedingt durch die Ferien auch erst sehr spaet endete.

Donnerstag kamen dann endlich wieder meine Eltern wieder, abends holten Caio ich und Camilla sie vom Flughafen ab, unterhielten uns und schauten uns Fotos vom Urlaub aus Portugal an. Aufgrund des Vorabends und des anstehenden Wochenendes habe ich dann auf weitere Ausgaenge verzichtet und mich an dem Abend einem guten Film sowie etwas frueherem Schlafen verschrieben.

Am Wochenende wurde den ueblichen Aktivitaeten eines jungen, energiegeladenen, sozialen, modernen, interlektuellen und durstigen NOCH-Achtzehnjaehrigen nachgegangen von denen ich an dieser Stelle lieber nicht berichten will und teilweise dank loechriger Erinnerungen nicht kann. Kleiner Spass, uebertrieben habe ich es noch nie.
Jediglich ueber Samstag Abend kann ich ein paar Saetze verlieren, undzwar war an diesem Abend der Geburtstag des AFS-Kommitees Fortaleza. Dieser wurde mit vielen geladenen Gaesten in einem Hotel an der Promenade gefeiert. Geladen waren auch die Italienerin, der Ami und die Tuerkin mit welchen ich mit sehr gut verstehe und deshalb auch einen sehr lustigen Abend hatte.

Ja, der Nachtisch war gut!

(V. Links N. Rechts) Mercia, Ney, Mutter und Vater von Jake sowie Sohn, Jake, Mutter Elif & Laura, Elif & Laura

Ich, wie immer Grinsend, auch am Tisch vertreten.

Alle Austauschschueler aus der Naeheren Umgebung


Die erste Woche um und der Text ist schon ellen lang, wer eine Pinkel- oder Snackpause braucht soll sie jetzt einlegen. Ansonsten kann man diesen Einschub auch als imaginaere "Kapitel 2" Ueberschrift bewerten und unbeeindruckt weiterlesen.

Montag ging dann die Schule weiter und es passierte auch nichts besonderes. Meine Oma und Tante von hier brachten wir am Dienstag zum Flughafen und verabschiedeten uns von Ihnen, ansonsten gab es auch dort nichts weiter erwaehnenswertes ausser das sie mir ein echt gutes T-Shirt geschenkt haben.
Mittwoch war dann der grosse Tag, mein Geburtstag. Hat sich aber nicht gross anders angefuehlt, wie jeder andere Tag halt auch, nur der Blick in den Spiegel am Morgen war etwas anders, um ihn genau zu beschreiben: Kontrollierend. Allerdings koennt ihr aufatmen, ich habe keine Alterungsanzeichen feststellen koennen. Da ich hier zwei Aerzte als Eltern haben welche fast Vollzeit mit lebensretten beschaeftigt sind, wurde mein Geburtstag auf Donnerstag verschoben sowie alle dazu gehoerigen Feierlichkeiten. Fand ich allerdings nicht schlimm, da ich mal wieder mit Caio drei Stunden Surfen und Wasser schlucken war. Abends habe ich dann mit ein paar Leuten und Freunden aus meiner Klasse gefeiert, da gluecklicherweise am naechsten Tag Schulfrei war.
So stand ich dann also gestern - auch wegen der durchzechten Nacht - erst sehr spaet auf, ass was und ging duschen um einen klaren Kopf zu bekommen. Im Wohnzimmer war dann schon der Tisch gedeckt mit reichlich Tellern, Besteck und Tablets mit Glaesern. Schon da kam mir die Frage auf, wer denn nun alles kommt. Nur die Familie oder mehr? Zu dem Zeitpunkt war ich etwas ratlos, auch weil mir niemand etwas gesagt hatte vonwegen "Hey Alex, lad ein paar Freunde" ein. In diesem Moment ging ich die gesamten letzten Tage im Kopf durch, ob jemand mir gegenueber etwas in der Richtung gesagt hat, konnte allerdings nichts finden. Schliesslich eine Stunde vor geplantem Beginn der Feier wurde mir dann so nebenbei gesagt ich soll doch ein paar Freunde anrufen. Aha, also doch mehr. Gut gucken wir mal ob das alles so kurzfristig klappt. Also ein paar Freunde angerufen, welche erstmal total verwirrt waren und mir sagten, dass sie schon eingeladen sind und ob es denn nun keine Ueberraschungsparty war. Die Frage an mich war etwas unpassend, weil ich selber nicht viel schlauer war aber wie auch immer haette ich wohl von einer Ueberraschungsparty nichts gewusst. Haha.
Die Brasilianer gehen wirklich sehr sparsam mit Details um, wenn es um soetwas geht.
Jedenfalls war 19:00 Uhr ausgemacht und waehrend man in Deutschland um die Uhrzeit dann auch direkt die ersten Gaeste emfpaengt, ist das einzigste was sich hier bewegt ein vom Wind bewegter Strohballen wie in einer verlassenen Westernstadt. 19:00 Uhr, denkste deutscher. Schliesslich waren dann gegen 20 Uhr soweit alle zusammen und es wurden mini-Pastels und anderes Snackfood sowie Pizza gegessen getrunken und gelacht. Spaeter kam dann noch Caios Freundin dazu, welche am 20. Oktober Geburtstag hat, was zur folge hatte, das wir zusammen die Kerzen auspusteten, den Kuchen anschneideten und das Geburtstagsstaendchen zusammen bekamen. Dank unseren Internationalen Gaesten blieb es allerdings nicht bei einem Staendchen, sondern wir sangen Happy Birthday in: Portugiesisch, Italienisch, Deutsch, Tuerkisch, Tschechisch, Englisch und der Ami legte noch einen mit Franzoesisch drauf.
Jedenfalls war es sehr lustig und ein echt guter Geburtstag, nichts besonderes, nichts grossartiges "brasilianisches" aber trotzdem ein toller anderer Geburtstag. An dieser Stelle bin ich sehr dankbar an meine Gastfamilie, dass sie mich auch aufgenommen haben fuer ein Jahr und an euch Mama und Papa! Knapp drei Monate erst und es ist einfach jetzt schon das beste Jahr meines Lebens. Danke euch dafuer! :)

Danke fuer alle die Glueckwuensche auch aus Deutschland! Ich hab euch alle lieb und denk an euch!

Dicke Umarmungen und liebe Gruesse,

Alex

Ps: Nur nebenbei da vielleicht auch Leser dabei sind, welche den Umgang mit dem PC als nicht alltaeglich betrachten: Auf die Fotos zum vergroessern klicken!

Pps: Kommentare ueber meine Haarpracht sind nicht erlaubt und werden wenn ueberlesen!

Sonntag, 9. Oktober 2011

Brasilianische Uhren ticken schneller!

Ja genau, entweder dreht sich hier die Erde schneller oder der Tag hat nur 16 Stunden, ich bin ehrlich ich kann es nicht beschreiben und weiss auch garnicht warum aber die Zeit hier vergeht wie im Flug. Wenn in Deutschland die Schule einfach kein Ende nehmen wollte und der Uhrzeiger in Slow-Motion im Kreis gewandert ist, so verstellt hier jemand heimlich die Uhren ganz im Sinne von Paulchen Panther.

Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spaet?

Also der Oktober begann doch sehr ansehnlich mit dem MedFest hier, was eine Mega-Sause von Medizinstudenten ist. Das Motto war ungefaehr wie "Bezahle 15 Euro, betrinke dich bis zur Alkoholvergiftung und lass dir gratis von angehenden Aerzten den Magen auspumpen.". Was wirklich witzig bei der Party war, dass jeder mit seinem eigenen Becherlein ankam und man dort immer sein Getraenk eingeschuettet bekam. Deshalb sah man natuerlich auch lustige andere Gefaesse wie zum Beispiel so riesige Jumbo-Popcorn Schalen oder direkt ganze Eimer sowie andere grosse Gefaesse um moeglichst viel Alkohol auf einmal zu transportieren oder zu trinken. Die Musik bestand hauptsaechlich aus "Forro" - dem brasilianischen Schlager- wozu es auch einen eigenen Tanz gibt. So nun wer mich kennt weiss, das ich nicht gerade mit zwei linken Fuessen gesegnet bin und durchaus in der Lage bin das Tanzbein zu schwingen. Deswegen habe ich mir dann erstmal von verschiedenen Tanzpartnerinnen den Forro-Tanz beibringen lassen und letztendlich kraeftig Lob fuer mein schnelles Lernen geerntet. Am naechsten Tag musste ich es dann natuerlich erstmal Mercia und meiner Tante hier zeigen, welche auch komplett begeistert von meinem deutschen Hueftschwung sind.


Sonntag war ich dann endlich das erste mal Surfen. Mit meinem neuen Surf-Lehrer Rodrigo, welcher auch in meinem Gebaeudekomplex wohnt. Also von allen Sportarten die ich bis jetzt gemacht habe, ist Surfen eindeutig die interessanteste und gleichzeitig auch schwerste Sportart. Das Duell besteht hier nicht aus dir gegen einen menschlichen Gegner sondern gegen eine Naturgewalt und wenn man dort nicht richtig aufpasst, hat man schnell viel Wasser geschluckt oder wird von seinem Board K.O. geschlagen. Zudem merkt man erst wie stark Wellen sein koennen, wenn eine ueber einem bricht und einen fuer ca. 30 Sekunden unter Wasser herumwirbelt und bis zum Strand zurueck spuelt.

Am Montag haben dann Camilla ich und Caio den Rest der Familie, sprich Ney, Mercia, Mercias Oma und Schwester zum Flughafen gebracht weil sie fuer 10 Tage ein bisschen Urlaub in Portugal, Lissabon machen. Sprich Sturmfrei, jawohl, Partey Partey!! - Naja nicht wirklich, aber ist doch mal ganz chillig so ohne Eltern, geniesst man ja auch in Deutschland wenn die einen fuer ein paar Tage zum Hausherren machen. ;)
Allerdings ist es natuerlich allbekannt, dass bei solchen Hausuebernahmen die Kueche ein bisschen hinterher hinkt, weswegen ich an dieser Stelle eine Lobpreisung an alle Lieferdienste hier in Brasilien ausspreche. Zudem moechte ich euch ein sehr typisch brasilianisches "Fast-Food" vorstellen, die Pastel:

Pastel "Grande"
Wie ihr seht ist diese Ausfuehrung ziehmlich gross, normalerweise gibt es Pastel in kleinen finger-food gerechten Stuecken. Bestehen tuen die Pastel aus einer art Teig, gefuellt mit Huenchen, Kaese, Shrimps oder sonst irgendwas(gibt auch Schokolade *mhhjammi*), welcher dann frittiert wird. Schmeckt einfach nur super! Sollte man in Deutschland auch einfuehren.

Ansonsten gibt es nichts weiter spannendes aus der Woche zu berichten, unter anderem weil sie auch wie oben beschrieben sehr schnell vorbei ging. Surfen war nochmal drin und natuerlich der Fussball-Mittwoch aber ansonsten nichts spannendes.
Was AFS und bestimmte Touren innerhalb Brasilien angeht, so ist die Woche ein Flyer per Post gekommen welcher verschiedene Ausflugsziele anbietet. Als einzigste Reise werde ich wahrscheinlich die "Foz de Iguaçu" Reise mitmachen, welche zu den groessten Wasserfaellen Suedamerikas fuehrt. Ob ich naechstes Jahr im Mai die Amazonas Reise mitmache steht allerdings in den Sternen, gerade weil diese doch ein bisschen kostspielig ist, aber mal sehen was man bis dato angespart hat. Zudem hat mir Mercia die Fluege fuer Rio de Janeiro zu Weihnachten geschenkt - die wird Weihnachten ne RIESEN umarmung bekommen :) - was wirklich ein grosses geschenk ist. Also Rio de Janeiro vom 26.12. bis 15.1.12, es wird die groesste Neujahrsfeier ganz .. na? Wissen wirs schon? ... Richtig. Ganz Suedamerikas! Das wird eine Sause und Papa und Hartmut, ich glaub ich weiss jetzt schon was fuer ein Silvestermenue dieses Jahr ansteht; Brasilien. Sollte das nicht der Fall sein waer ich herbe enttaeuscht. ;)

Das Wochenende war dann nun nochmal gespickt mit ein bisschen ... Partey. Wie unerwartet. Sowie das angucken des Fussballspiels Ceará vs. Figueirense, dazu ein paar Fotos hier:

Haupteingang

Seitlicher Blick entlang unserer Tribuene

Sonne aus, Flutlicht an.

Nach einem doch recht spannenden Spiel hat dann allerdings Ceará nur ein 1:1 gegen Figueirense geschafft, welche in der zweiten Halbzeit nach zwei Gelb-Roten Karten nurnoch mit 9 Mann Ceará gut abwehren konnten. So zuletzt muss ich dann noch einige Woerter ueber die Stimmung in einem brasilianischen Fussballstadion loswerden; Die Stimmung ist der Hammer und nicht wirklich mit deutschen Stadien zu vergleichen, man stellt sich einfach irgendwo hin, auf die Sitze, zwischen die Sitze, egal wo. Hauptsache man sieht das Spiel, dann gibt es immer eine organisierte Truppe welche die Lieder anstimmt. Alle schreien rum, zum beispiel stand hinter mir ein mind. 65 Jahre alter Herr und der hat aus vollem Halse Saetze mit allen moeglichen brasilianischen Schimpfwoertern rausgehauen, einfach jeder LEBT den Fussball hier. Zudem ist hier in den Stadion Alkoholverbot was die Leute auch nicht zu uberhitzig werden laesst. Matheus meinte zu mir allerdings, das dieser Gegner kein "Erzrivale" waere. Ein Spiel Ceará gegen Fortaleza hingegen waere sehr gefaehrlich und es geht hauptsaechlich darum soviele gegnerische Fans wie moeglich aus zu knocken.

Das war es soweit erstmal wieder von mir!

Liebe Gruesse und dicke Umarmungen nach Deutschland,

euer Alex